Die Sporthalle Kerschensteinerstraße in Hamburg Harburg ist ein geschichtsträchtiger Ort. 1978 fand an diesem Ort die weltweit erste Meisterschaft im Leichtkontakt-Kickboxen statt. Nun, 38 Jahre später, fand an diesem Ort die erste Ausführung der Internationalen Hamburg Challenge (ICH), organisiert vom Hamburger Kickboxverband, statt. Rund 250 Starter aus 32 Vereinen nahmen an diesem Turnier teil. Eine Delegation des Kickboxverbandes Schleswig-Holstein (KVSH), bestehend aus 10 Kickboxern, trat unter der Leitung von WAKO-Landestrainer Timo Herzberg an, um die begehrten Trophäen ins Land zu holen.

Kevin Wöhl (LMA Academy Heide) musste sich gleich gegen fünf Gegner im sogenannten KO-System durchsetzen. Im ersten Kampf in der Gewichtsklasse bis 69 kg trat er gegen Jan Wiese (TV Windbergen 1929) an. Nach einer kurzen Abtastphase übernahm Wöhl die Kampfführung und dominierte seinen Gegner klar. Nach einem 3-Punkte Sieg stand er im Halbfinale Alili Khazar (TV Deutsche Eiche Holzminden) gegenüber. Wöhl hatte bereits im ersten Kampf gut ins Turnier gefunden und legte auch im Halbfinale gleich los. Im Vorwärtsgang drängte er seinen Gegner immer wieder zurück und salbte ihn mit Box- und Kickkombinationen ein. In beiden Runden ließ Wöhl können Zweifel an einem weiteren Sieg. Im Finalkampf stand Wöhl Ibrahimkbel Nader (Blau-Weiß Buchholz) gegenüber – beide fest entschlossen die erste IHC zu gewinnen. Nader begann mit schnellen Box- und Kickkombinationen, doch routiniert ließ sich der Heider nicht aus der Ruhe bringt, blockte die Angriffe und traf selbst. Zum Ende des Kampfes verließen Nader die Kräfte und der konditionsstarke Wöhl drehte noch einmal auf und gewann in einem souveränen Turnier die begehrte Trophäe.

Manuel Pien (LMA Academy Marne) überzeugte ebenfalls mit einer ausgezeichneten Leistung. Im Halbfinale der Gewichtsklasse bis 74 kg im Leichtkontakt-Kickboxen stand er dem Bergedorfer Lasse Främcke gegenüber. Pien begann etwas verhalten, Främcke dagegen aktiver und motivierter. Zur Hälfte des Kampfes stand es ausgeglichen. Landestrainer Herzberg fand die richtigen Worte und rüttelte seinen Schützling wach. Pien übernahm fortan das Zepter und traf mit klaren Sidekicks zum Körper seines Gegners. Mit 3:0 Kampfrichterstimmen zog Pien ins Finale ein. Jonas Bewersdorf (Zanshin Dojo) machte es dem Marner nicht leicht. Bewersdorf war der aktivere und traf Pien mit klaren Boxtechniken am Kopf. Zur Ringpause lag der Dithmarscher Pien hinten. Der Marner bündelte erneut seine Kräfte, verbesserte seine Defensivleistung und drehte auf. Mit beherzten Aktionen drängte er Bewersdorf zurück, traf mit eindeutigen Schlagserien und klaren Kicks zum Kopf. Pien drehte den Kampf und stand sogar kurz vor einem vorzeitigen Sieg. Nur die Ringglocke erlöste den erschöpften Hamburger. Gold für Manuel Pien.

Felix Dührsen (LMA Academy Heide) zeigte an diesem Tag ebenfalls beachtlichen Siegeswillen. Im Halbfinale Vollkontakt-Kickboxen bis 75 kg war Apti Daudov (Budokampfsport Akademie) der Gegner des Heiders. Der Kampf begann auf Augenhöhe, doch Daudov beeindruckte Dührsen gleich zu Beginn mit einem harten rechten Schwinger zum Kopf. Dührsen wurde einmal durchgerüttelt, fand aber wieder zu seiner Linie. Daudov traf weiterhin mit klaren, harten Treffern und lag nach Punkten vorne. In der Ringpause stellte Coach Marc Tank seinen Heider Schützling ein: „Du musst die Deckung geschlossen lassen und ihn ans Seil stellen.“ Dührsen setzte die Vorgaben um. Daudov antwortete immer wieder mit harten und klaren Treffern. Dührsen erhöhte dennoch den Druck. Daudov lag zwar vorne, ihn verließen aber allmählich die Kräfte. Dührsen ließ nicht nach traf jetzt klarer und mehr. Erschöpft gab Daudov den Kampf schließlich auf. Eindrucksvoll belegte Dührsen die These „Kopf schlägt Kraft“. Im Finale unterlag Dührsen dem Hamburger Aironas Raimonaitis nach spannenden drei Runden – eine starke Leistung und Silber für Dührsen.

Yvonne Maaßen (LMA Academy Marne) gewann ihren Vollkontakt-Kampf bis 60kg gegen Konstantina Orlandatou (Sportvereinigung Polizei Hamburg). Nach einer ausgeglichenen ersten Runde, gewann die Marnerin die nächsten beiden Runden und gewann einstimmig. Gold für Maaßen. Die Junioren und Vereinskollegen Jo Ruhnke und Jan Dührsen zeigten ein sportlich-faires und ansehnliches Gefecht im Vollkontakt-Kickboxen bis 86kg, welches Jan Dührsen am Ende knapp für sich entscheiden konnte.

Besonders beeindruckt waren die Coaches Tank und Herzberg von den Leistungen der Newcomer. Allen voran der St. Michaelisdonner Nils Stuhr (LMA Academy Marne), der sich den Turniersieg mit zwei überzeugenden Siegen im Leichtkontakt-Kickboxen über 69 kg sicherte. Die Marner Luk Hanssen bis 57 kg und Henry Ludewig bis 89 kg (beide LMA Academy Marne) gewannen ebenfalls ihre Kämpfe und zeigten sich optimal vorbereitet. Unglücklichster Verlierer war Nicholas Weiß (LMA Academy Marne). Er musste 7 Kilogramm über seinem Gewichtslimit starten, da sich in seiner Klasse kein Gegner fand. Seinen ersten Kampf mit den „schwereren Jungs“ gewann er mit Bravour. Im Kampf um Bronze gegen den Kieler Dorian Elsouri lag Weiß zwar 30 Sekunden vor Kampfende in Führung, Landestrainer Herzberg brach den Kampf aufgrund von unsportlichem Verhalten des Gegners und des gegnerischen Teams vorzeitig zu Ungunsten seines eigenen Schützlings ab.

Alles in allem war es für den Kickboxverband Schleswig-Holstein ein ausgezeichnetes Ergebnis. 12 Mal verließen die Dithmarscher die Gefechte als Sieger und holten insgesamt sieben Turniersiege und zwei zweite Plätze ins eigene Land! „Das macht Lust auf mehr“, zieht Landestrainer und Kickbox-Weltmeister Timo Herzberg Fazit, „jetzt konzentrieren wir uns auf die Deutsche Meisterschaft, die Mitte Juni in Bad Neustadt stattfinden wird.“